Zusammenfassung der wesentlichen Informationen für Patient:innen mit AA/PNH vom EHA Congress 2021

Die Therapien und Therapiestrategien bei Patient:innen mit PNH und/oder Aplastischer Anämie werden weiter verbessert. Insbesondere im Bereich der PNH-Therapie ergeben sich immer mehr neue Therapieverfahren, die versuchen, das Komplementsystem an anderen Stellen von der Zerstörung der roten Blutkörperchen abzuhalten, als wir es von den Medikamenten Eculizumab und Ravulizumab kennen. Neue Therapiekonzepte bestehen vor allem in der Behandlung mit sogenannten „proximalen“ Komplementinhibitoren. Das sind die Medikamente, die die Komplementkaskade früher (sprich weiter „vorne“ oder proximal) hemmen. Hier können wir uns bereits an die Namen Pegcetacoplan, in den USA bereits unter dem Handelsnamen Empaveli® verfügbar, Iptacopan und Danicopan gewöhnen. 

 

Bei einigen dieser Medikamente konnte gezeigt werden, das die extravasale Hämolyse (ein Problem, das sich nicht selten erst im Verlauf einer C5-Komplementinhibition ergibt), die oft zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität von Patient:innen führt, erheblich vermindert wird, so dass sich die Hb-Werte auch bei Patient:innen, die nicht besonders gut auf Eculizumab oder Ravulizumab ansprechen, z.T. wirklich sehr deutlich und klinisch wirksam verbessern. Erste Studien laufen mit diesen neuen, teilweise als Tabletten bzw. Kapseln einzunehmenden Medikamenten auch in Deutschland für Patient:innen mit PNH-Neudiagnose und weiterhin ebenso für Patient:innen mit ungenügendem Ansprechen auf Eculizumab und Ravulizumab.

 

Das bereits bekannte Ravulizumab wird zukünftig (wenn von der EMA zugelassen) auch statt einer intravenösen Infusion alle acht Wochen als wöchentliche subkutane Injektion zur Verfügung stehen, was natürlich für die Patient:innen, bei denen eine C5-Inhibition die Komplementaktivität ausreichend abfängt, ein weiterer Schritt in ein selbstbestimmtes Leben sein kann. 

 

Bei all diesen positiven Zukunftsaussichten müssen die Nebenwirkungen der Medikamente und die stärkere Hemmung des Komplementsystems gut im Blick behalten werden, denn mit der Freiheit, die mit diesen möglichen neuen Therapieformen für Patient:innen entsteht, wächst vielleicht auch das Infektionsrisiko, nicht nur für Meningokokken. 

 

Patient:innen mit schwerer und sehr schwerer Aplastische Anämie werden – so keine Stammzelltransplantation in Frage kommt -  in den meisten Fällen noch immer mit ATG und CSA (plus Eltrombopag) behandelt. Aber auch ohne ATG und stattdessen mit Eltrombopag und CSA konnte im Rahmen einer spanischen Studie gezeigt werden, dass bei etwas weniger als der Hälfte der Patient:innen eine erfolgreiche Behandlung erzielt werden konnte. Für Patient:innen, die auf die Erstlinientherapie nicht ansprechen, sollte auch immer eine Behandlung mit Androgenen (Danazol oder Stanozol) in Erwägung gezogen werden. Indische Daten konnten auch hier einen ähnlichen Therapieerfolg mit einem Ansprechen von 47% demonstrieren. Besonders für Patient:innen, denen kein Spender zur Verfügung steht oder die älter sind, kann dies eine Alternative sein.

 

Unverändert zeigt sich zudem, dass eine rasche Therapieeinleitung im Fall einer AA Diagnose, unabhängig von Transplantation oder immunsuppressiver Therapie (IST) ein extrem wichtiger Faktor im Hinblick auf einen möglichen Therapieerfolg darstellt.