Ergebnisse von Studien

Hohe Konzentration von Ravulizumab (100 mg/ml) bietet Patienten mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) kürzere Infusionszeiten und ist vergleichbar mit Ravulizumab 10 mg/ml

 

Datum: Juli 2020

Dies ist die Zwischenanalyse von einer Studie. In dieser Studie wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Ravulizumab mit einer Konzentration von 100 mg/ml bei Patienten mit PNH durch intravenös verabreichte (in die Vene) Infusion im Vergleich zu Ravulizumab mit einer Konzentration von 10 mg/ml (intravenös) untersucht.

In einer früheren Studie konnte gezeigt werden, dass Ravulizumab 10 mg/ml bei der Behandlung von Patienten mit PNH gut wirkt. Mittlerweile ist das Medikament in Deutschland mit einer bestimmten Indikation bei Patienten mit PNH zugelassen. Die Infusionszeiten sind jedoch je nach Gewicht recht lang. (Bei der Erhaltungsdosis bis zu 2,4 Std.)

Daher wurde eine höhere Konzentration des Wirkstoffes (100 mg/ml statt 10 mg/ml) im Rahmen einer Studie untersucht. Es sollte herausgefunden werden, ob die höhere Konzentration von Ravulizumab ebenso gut wirkt und ebenso sicher und verträglich ist wie die niedrigere Konzentration.

 

Was ist PNH?

PNH (Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie) ist eine seltene und meist lebenslange Blutkrankheit. Menschen mit PNH fehlt es an schützenden Proteinen auf der Oberfläche ihrer roten Blutkörperchen. Ohne diese wichtigen Proteine werden die roten Blutkörperchen, die im Körper zirkulieren, durch das Komplementsystem zerstört, das Teil des natürlichen Abwehrsystems des Körpers ist und bei Patienten mit PNH überaktiv ist. Dieser Prozess des Abbaus der körpereigenen roten Blutkörperchen, der innerhalb der Blutgefäße stattfindet, wird als intravaskuläre Hämolyse bezeichnet.

Die PNH weist eine Vielzahl von Symptomen auf, darunter Bauchschmerzen, niedrige Konzentrationen roter Blutkörperchen (Anämie), Müdigkeit, Kurzatmigkeit, dunkel gefärbten Urin und Blutgerinnsel, die zum Tod führen können.

 

Was ist Ravulizumab?

Ravulizumab ist ein Medikament, das als Komplementhemmer bekannt ist und alle 8 Wochen durch Infusion in eine Vene verabreicht wird. Ravulizumab zielt darauf ab, das überaktive Komplementsystem bei Patienten mit PNH zu blockieren, das für die Zerstörung der roten Blutkörperchen verantwortlich ist. Dadurch werden die roten Blutkörperchen vor Angriffen durch das körpereigene Abwehrsystem geschützt.

 

Was wurde in dieser Studie untersucht?

Die hier vorgestellten Daten stammen aus einer Studie mit PNH-Patienten aus sieben Ländern (Kanada, Frankreich, Deutschland, Republik Korea, Spanien, Taiwan und Großbritannien).

 

Die Studienpatienten wurden in vier Gruppen eingeteilt.

Die Studie bestand aus drei Hauptteilen.

In Teil 1 erhielt jede Gruppe über eine Infusion eine andere Dosis Ravulizumab in einem anderen Zeitintervall.

Gruppe 1

6 Teilnehmer

1000 mg einmal alle 4 Wochen

Gruppe 2

6 Teilnehmer

1600 mg einmal alle 6 Wochen

Gruppe 3

6 Teilnehmer

2400 mg einmal alle 8 Wochen

Gruppe 4

7 Teilnehmer

5400 mg einmal alle 12 Wochen


In Teil 2 begannen die Gruppen 1-3 Dosen von Ravulizumab, die auf ihrem Gewicht basierten. Sie begannen alle 8 Wochen mit der Gabe von Ravulizumab 10 mg/ml.

 

In Teil 3 stellten alle Gruppen auf Ravulizumab 100 mg/ml alle 8 Wochen um, mit Ausnahme der Patienten in Gruppe 4.

 

Es wurden folgende Werte gemessen:

LDH (Lactatdehydrogenase): Ein Protein, das aus geschädigten roten Blutkörperchen in den Blutkreislauf freigesetzt wurde, bekannt als LDH, um herauszufinden, wie gut Ravulizumab die Hämolyse reduzierte.

Nebenwirkungen: Die Anzahl und Art der Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Behandlung, um mehr über die Sicherheit von Ravulizumab zu erfahren.

Serum-Konzentration von Ravulizumab: Die Menge von Ravulizumab im Blut.

Antikörper: Die Zahl der Patienten, die Antikörper gegen Ravulizumab entwickelt haben

Infusionszeit: Die durchschnittliche Zeit, die die Patienten brauchten, um Ravulizumab per Infusion für die beiden Konzentrationen von 10 mg/ml oder 100 mg/ml zu erhalten

 

Was hat diese Studie ergeben?

Die Ergebnisse der Studienanalyse stellen sich wie folgt dar:

Die LDH-Werte waren ähnlich, wenn die Patienten die Konzentrationen von 10 mg/ml oder 100 mg/ml erhielten.

Die Anzahl und Art der Nebenwirkungen von Ravulizumab waren bei beiden Konzentrationen ähnlich.

Kein Patient musste die Behandlung unterbrechen oder beenden, und kein Patient starb.

Als die Patienten von Ravulizumab 10 mg/ml auf 100 mg/ml wechselten, änderten sich die Ravulizumab-Konzentrationen in ihrem Blut nicht so stark, dass die Wirkung des Medikaments beeinträchtigt wurde.

Kein Patient entwickelte Antikörper gegen Ravulizumab.

Die Infusionszeiten wurden verkürzt, wenn die Patienten von Ravulizumab 10 mg/ml auf 100 mg/ml wechselten.

40-60 kg-Gruppe

144 Min -> 57 Min

-60%

60-100 kg-Gruppe

120 Min -> 42 Min

-65%

100 kg-Gruppe

132 Min -> 30 Min

-77%


Was sind die wichtigsten Schlussfolgerungen aus dieser Studie?

Die Ergebnisse zeigten, dass die Konzentration von Ravulizumab 100 mg/ml ebenso gut wirkte wie 10 mg/ml bei Patienten mit PNH.

Die Patienten vertrugen Ravulizumab 100 mg/ml gut, und die Anzahl und Art der mit der Behandlung verbundenen Nebenwirkungen war ähnlich wie bei Ravulizumab 10 mg/ml.

Ravulizumab 100 mg/ml ermöglicht es den Patienten, ihre Behandlung gegen PNH über eine wesentlich kürzere Infusionszeit zu erhalten, mit der Gewissheit, dass es ebenso gut wirkt wie Ravulizumab 10 mg/ml. Ravulizumab 100 mg/ml kann dazu beitragen, Patienten mit PNH und das Pflegepersonal bei der Reduzierung der Infusionszeiten zu entlasten.

 

Wie geht es weiter?

Diese Zusammenfassung präsentiert Daten aus einer laufenden Studie, die 2021 abgeschlossen wurde.

 

Diese Zusammenfassung basiert auf dem Artikel: Röth et al. Zwischenanalyse einer Phase-2-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit, Sicherheit und Pharmakokinetik der intravenösen Ravulizumab 100 mg/ml Formulierung bei Patienten mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie.