Pegcetacoplan

Im Dezember 2021 wurde in Europa das Medikament Pegcetacoplan (Aspaveli®) zugelassen. Pegcetacoplan ist in Europa für die Behandlung von Erwachsenen mit PNH, die nach einer dreimonatigen Behandlung mit einem C5-Inhibitor (also Eculizumab oder Ravulizumab) weiterhin unter einer Anämie leiden vorgesehen. In den USA wurde Pegcetacoplan als Empaveli® bereits im Mai 2021 für die grundsätzliche Behandlung von Patienten mit PNH zugelassen.

 

Pegcetacoplan ist - wie Eculizumab und Ravulizumab - ein Komplementinhibitor. Es ist ein kleines Eiweiss (kein Antikörper), das in der Komplementkaskade das so genannte C3-Protein hemmt. Eculizumab und Ravulizumab sind Antikörper, die das C5-Eiweiss hemmen, Pegcetacoplan greift also vorher in die Kaskade ein und schützt so PNH-Blutzellen noch besser vor Angriffen des Komplementsystems. Durch die Hemmung am Beginn der Komplementkaskade wird die Zerstörung der Blutzellen nicht nur in den Blutgefäßen (intravasal), sondern auch in der Milz und der Leber (extravasal) verhindert. Weil Pegcetacoplan kein Antikörper ist und deswegen nicht so lange im Körper wirkt, muss es zwei Mal pro Woche verabreicht werden. Patient:innen können sich nach einer Übungsphase selbst zweimal die Woche subkutan Aspaveli verabreichen®.

 

Durch die Wirkung am Beginn der Komplementkaskade (so genannte proxmale Komplementinhibition) kann Pegcetacoplan theroretisch das Risiko für schwere Infektionen erhöhen. Daher müssen Patient:innen vor der ersten Gabe von Pegcetacoplan gegen verschiedenen Erreger geimpft werden.

 

In der Phase 3-Studie (Pegasus), die zur Zulassung des Medikamentes geführt hat, wurden 80 Patient:innen über vier Wochen zunächst sowohl mit Eculizumab,  als auch mit Pegcetacoplan behandelt, um dann in der einen Gruppe 16 Wochen lang nur Eculizumab und in der anderen nur Pegcetacoplan zu erhalten.

 

Es konnte so festgestellt werden, dass die Patient:innen, die Pegcetacoplan erhielten, bedeutsam höhere Hämoglobinwerte erreichten, als die Vergleichsgruppe, die mit Eculizumab behandelt wurde und seltener Bluttransfusionen benötigten. Durch den deutlichen Hämoglobinanstieg unter Pegcetacoplan wurde auch die Fatigue bei den Patient:innen deutlich positiv beeinflusst.

 

Die Nebenwirkungen, die beobachtet wurden, waren vorübergehender Durchfall und Rötungen an den Einstichstellen. Weil der Schutz vor dem Komplementsystem so gut ist, kommt es bei Patient:innen die Pegcetacoplan erhalten, typischer Weise zur Ausbreitung des PNH-Klons, so dass bei möglichen Durchbruch-Hämolysen schnell gehandelt werden muss, da im Zweifelsfall in kurzer Zeit viele Erythrozyten zerstört werden können.

 

Pegcetacoplan ist damit das dritte in Deutschland zugelassene Medikament zur Behandlung von PNH. Nach den bisherigen Erfahrungen betrifft die Patientengruppe, für die Pegcetacoplan gut geeignet ist, etwa jeden 3. PNH-Patienten unter C5-Inhibitor.

 

Wir danken allen Patient:innen, die an dieser Studie teilgenommen haben! Ohne sie, würden uns dieses Medikament nun nicht zur Verfügung stehen!